User Story Mapping – Ein wichtiges Tool in der Product Owner Werkzeugkiste
Was ist User Story Mapping?
User Story Mapping ist eine Möglichkeit mit der du dein Team auf ein Ziel ausrichten kannst und gleichzeitig ein besseres Nutzerverständnis erzeugst. Für mich ist es inzwischen zu einem sehr wichtigen Tool in meiner Product Owner Werkzeugkiste geworden. Bevor ich mit einem Thema von der Discoveryphase in die Produktionsphase wechsle, führe ich mit meinem Scrum Team einen User Story Mapping Workshop durch. Wie du einen User Story Mapping Workshop durchführst, zeige ich dir später. Jetzt erkläre ich dir erst einmal wie die User Story Mapping Technik funktioniert.
Grundsätzlich ist eine User Story Map eine Anordnung von User Storys, die von links nach rechts sortiert auf einer horizontalen Achse liegen. Die Storys werden nach dem zeitlichen Verlauf der Nutzerhandlungen sortiert, mit der unser Nutzer einen bestimmten Erfolg erzielen möchte. Eine Nutzerhandlung, die früher in einem Prozess durchgeführt wird als eine andere Handlung, liegt weiter links auf unserer Achse. Auf der vertikalen Achse werden die User Storys abgebildet, die auf eine bestimmte Nutzerhandlung einzahlen.
Wie funktioniert Story Mapping?
Für User Story Mapping benötigst du circa 3 Stunden.
Mit dieser Schritt für Schritt Anleitung kannst du User Story Mapping anwenden.
- Schritt: Alle Nutzeraktionen notieren
Im abgebildeten Screenshot siehst du bereits unterschiedliche Karten mit unterschiedlichen User Storys, die bereits nach einer zeitlichen Reihenfolge aufgelistet wurden.
- Schritt: Nutzerinteraktionen clustern und Grundgerüst erstellen
Das Grundgerüst deiner Story Map wird im Story Mapping auch Backbone bezeichnet. Das bedeutet, dass du alle Aktivitäten mit einer Aktivitäten-Karte clusterst. Wenn ein User auf einer Website z.B. unterschiedliche Schritte im einem Sales-Funnel durchlaufen muss, kann jeder Schritt auf der Website eine Aktivität sein. In meiner Abbildung habe ich die Hauptaktivitäten mit blauen Sticky-Notes markiert. Unter Activity 1 sind die User Storys 1 und 2. Unter Activity 2 sind die User Storys 3,4 und 5.
- Schritt: Ziel definieren und MVP erstellen
Als nächstes erstellst du einen Zettel mit dem Outcome, den der Nutzer mit deinem Produkt erzielen soll. Der Outcome wird ganz links an den Anfang der User Story Leiste gelegt. Als nächstes ziehst du unter der User Story Leiste eine Linie. In meiner Abbildung habe ich eine graue Linie erstellt. Alle User-Storys, die wichtig für ein Minimal Viable Product, kurz MVP, sind, mit dem der Outcome erreicht werden kann, bleiben über der Linie. Alle Storys, die nicht unbedingt für dein MVP wichtig sind, werden unter die Linie gelegt. Persönlich führe ich hier mit meinem Team schon eine grobe Aufwandsschätzung durch. Meist verfolge ich das Ziel, dass ein MVP innerhalb von einem Sprint erstellt werden kann. Wenn ich feststelle, dass der Aufwand einen Sprint übersteigt, bespreche ich mich mit meinem Team, um alternative Lösungen zu generieren. Storys können z.B. geteilt werden, um den Aufwand einer Story zu verringern. Die für das MVP nicht relevanten Storys landen unter der Linie. Wenn du Storys aufteilst, muss sichergestellt werden, dass der User Outcome trotzdem erzielt werden kann. In der folgenden Abbildung siehst du, dass die Storys 1, 4, und 7 geteilt wurden. Im MVP ist nur User Story 1a enthalten. User Story 1b ist nicht zwingend notwendig und wird unter die Linie gelegt.
- Schritt: Planung von weiteren Releases
Als nächstes ziehst du eine weitere Linie unter deine Storys. Bereits jetzt kannst du dir mit deinem Team Gedanken dazu machen, wie das Produkt nach dem Go-Live weiterentwickelt werden soll. Die weiteren Bereiche der User Story Map habe ich vertikal in „Release 2“ und „Backlog“ unterteilt. Wenn du ein größeres Projekt hast, kannst du auch weitere Releases planen. Da ich den ungefähren Aufwand bereits mit meinem Team im Story Mapping Workshop schätze, kann ich gemeinsam mit dem Team die kommenden Releases planen.
User Story Mapping Workshop
Zu jedem Projektstart oder neuen Produkt mache ich inzwischen mit meinem Team einen User Story Mapping Workshop. Wichtig dabei ist, dass dein komplettes Team beim Workshop teilnimmt und zu den im Workshop getroffene Entscheidungen alle Hintergründe kennt. Je nach Thema habe ich bereits Mockups oder Wireframes dabei, die ich in der für den User definierten Abfolge aufhänge. Durch die visuellen Elemente fällt es allen Teilnehmern einfacher, ein einheitliches Verständnis für das Thema zu erhalten. Durch die Screens ergibt sich oft schon bereits eine erste Aufstellung der Aktivitäten. Die Aktivitäten bereite ich manchmal vor und hänge sie ebenfalls in der potenziellen Abfolge an ein Whiteboard. Dadurch sparst du etwas Zeit und der Workshop verläuft effizienter. Je nach Thema dauert ein User Story Mapping Workshop zwischen 3 und 6 Stunden mit Pausen. Die Dauer hängt aber sehr davon ab, wie viele Teilnehmer teilnehmen und wie viele Diskussionen zwischen den Teilnehmern stattfinden. User Storys sollten im Story Mapping Workshop jedoch nicht vollständig ausgearbeitet werden. Dies geschieht später im Backlog Refinement. Die Storys werden im Workshop gemeinsam mit dem Team erstellt und um Stichpunkte oder Ideen ergänzt.
Mein favorisiertes Open Source Story Mapping Tool
Am einfachsten ist es natürlich, wenn du die Story Mapping Technik mit Klebezetteln in einem Workshop vor Ort anwendest.
Da inzwischen sehr viele Menschen von zu Hause oder generell schon in einem verteilten Team arbeiten, ist es schwierig einen Workshop vor Ort durchzuführen. Dann bleibt natürlich nur die Möglichkeit eines Remote-Workshops.
Bei einem Remote-Workshop nutze ich gerne miro.com. Bei Miro kannst du ein vorgefertigtes User Story Mapping Template nutzen, mit dem du deinen Workshop durchführen kannst. Jeder Teilnehmer kann sich kostenlos einen Miro Account erstellen und die Story Map sehen und bearbeiten. Sobald eine Änderung auf der Map gemacht wurde, ist sie für alle ohne Verzögerung sichtbar. Die Abbildungen in diesem Text habe ich ebenfalls mit Miro erstellt.
Mein Fazit zum User Story Mapping
Ich nutze die Technik regelmäßig am Anfang eines Projekts, damit ich ein einheitliches Verständnis zu den Nutzerbedürfnissen mit meinem Team erzeugen kann. Jeder, der die Story Map kennt, kann sofort herausfinden, wie ein Projekt aufgesetzt ist und welche Ziele mit den unterschiedlichen Releases verfolgt werden. Die Story Map ist für mich ein lebendes Artefakt und kann von Release zu Release immer weiter entwickelt werden. Wenn du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, kann ich dir das Buch „User Story Mapping“ von Jeff Patton empfehlen. Er hat das Tool erfunden und ein sehr gutes Buch dazu geschrieben, dass meiner Meinung nach jeder Product Owner kennen sollte. Es gibt bei Youtube auch einige spannende Vorträge von Jeff Patton. Einen Vortrag, den ich richtig gut finde, habe ich dir hier verlinkt: