Ownership ist der wichtigste Faktor, um als Product Owner erfolgreich zu sein
Was bedeutet Ownership?
Wenn man diese Frage bei Google eintippt, erscheint bei mir eine Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, auf der dieser Begriff wie folgt definiert wird:
„Der englische Begriff Ownership bedeutet wörtlich übersetzt „Eigentümerschaft“. Er wird in der entwicklungspolitischen Diskussion verwendet, um die Identifikation der Menschen mit einem sie betreffenden Vorhaben zu umschreiben. Ownership ist auch die Eigenverantwortung, die Zielgruppen und Partnerorganisationen bei der Entwicklungszusammenarbeit übernehmen. Sie gilt als wichtige Vorbedingung für die Effizienz, die Nachhaltigkeit und den Erfolg von Maßnahmen.“
Diese Definition lässt sich sehr gut auf die Rolle des Product Owners in einem crossfunktionalen Scrum-Team anwenden. Als Product Owner bist du im weitesten Sinne Eigentümer eines Software- oder Hardwareprodukts und für den Erfolg deines Produkts verantwortlich. An großartigen Produkten arbeiten oft Teams, die aus Personen mit unterschiedlichen Kenntnissen zusammengesetzt sind. Als Product Owner trägst du somit auch die Verantwortung, dass sich dieses Team mit dem Produkt und dem Vorhaben identifiziert. Genau wie in der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Staaten ist Ownership der wichtigste Faktor, damit ein Team ein Software- oder Hardwareprodukt zum Erfolg führen kann.
Aus diesem Grund habe ich mir in meinem letzten Urlaub das Buch „Extreme Ownership – Mit Verantwortung führen“ von Jocko Willink und Leif Babin bei Audible angehört. Da mich dieses Buch sehr zum Nachdenken über meine Führungsrolle als Product Owner angeregt hat und ich gerne einige Kapitel nochmal nachschlagen möchte, habe ich mir das Buch sogar in einer gedruckten Variante gekauft.
Die beiden Autoren sind Elitesoldaten und wurden in diversen Kriegseinsätzen bei den Navy Seals eingesetzt. Die von ihnen bei einer Mission angewendeten Führungsprinzipien lassen sich ideal auf Führungsrollen in der Wirtschaft insbesondere dem Produktmanagement adaptieren. Diese Prinzipien können dir als Product Owner dabei helfen, dein Team erfolgreich zu machen.
Im Buch werden 12 Prinzipien vorgestellt. Die für mich wichtigsten drei Prinzipien stelle ich nachfolgend vor.
Prinzip: Extreme Ownership
Das erste und wichtigste Prinzip lautet „Extreme Ownership“. Vereinfacht gesagt, bedeutet dies: Wenn dein Team den letzten Sprint nicht geschafft hat und einige Stories nicht umsetzen konnte, übernimmst du als Product Owner die Verantwortung gegenüber deinen Vorgesetzen und den Vorgesetzten deiner Teamkollegen für diesen Misserfolg. Als Führungskraft stehst du für alles gerade, was in deiner Welt passiert. Das dein Team die Stories aus dem vergangenen Sprint nicht alle abschließen konnte, liegt an dir und nicht an deinem Team. Als Product Owner musst du deine Fehler anerkennen und dein Scheitern eingestehen. Stelle dir die Fragen, wie dein Team den Sprint möglichst effektiv umsetzt, damit das Sprintziel erreicht wird und ihr einen Schritt näher an der Realisierung der Produktvision seid.
Die gemachten Fehler musst du analysieren und einen Plan entwickeln, damit der nächste Sprint erfolgreich abgeschlossen wird. Als Product Owner trägst du die Verantwortung für:
- ein verständliches Sprintziel,
- die richtige Priorisierung der Stories,
- die Anzahl der Stories im Sprint,
- die verständliche Formulierung der Akzeptanzkriterien der Stories,
- die Lage des Teams, damit es die Stories ordentlich schätzen kann,
- den passenden Zuschnitt der Tickets,
- das Entfernen von Roadblocks,
- etc.
Wenn du als Product Owner mit gutem Beispiel voran gehst und „Extreme Ownership“ anwendest, entwickelt sich diese Kultur auf jeder Stufe in deinem Team.
Prinzip: Deckung und Bewegung
Das für mich zweitwichtigste Prinzip lautet „Deckung und Bewegung“. Im Buch „Extreme Ownership“ wird das Prinzip als die einzige Taktik beschrieben. Eigentlich ist es nichts anders als Teamarbeit. Alle Mitglieder innerhalb des Teams müssen an einem Strang ziehen, damit ein bestimmtes Ziel erreicht wird. Auf deine Rolle als Product Owner übersetzt bedeutet dies, dass alle Mitglieder des Scrum-Teams und potenziell beteiligte Abteilungen, wie z.B. Vertrieb, Marketing, User Experience und SEO, an einem Strang ziehen müssen. Ich kenne es selbst aus meiner Erfahrung als Product Owner, dass gerne bei einigen Problemen auf andere Abteilungen gezeigt wird und die jeweilige Abteilung selbst ein Problem lösen muss.
Der Vertrieb zeigt auf das Produktmanagement, wenn die Vertriebszahlen nicht erreicht werden. Das Produktmanagement zeigt auf das Marketing, wenn eine bestimmte Marketingkampagne nicht erfolgreich war und so weiter.
Beim Prinzip „Deckung und Bewegung“ geht es genau darum, diese Probleme zu lösen. Wenn du Extreme Ownership anwendest und ein Problem identifiziert hast, musst du auf die beteiligten Abteilungen zugehen. Bringe die Parteien an einen Tisch, damit eine Lösung erarbeitet werden kann. Der gemeinsame Fokus muss darauf liegen, das Hauptziel des Unternehmens zu erreichen. Nur wenn alles auf dieses Ziel ausgerichtet ist, kann dieses erfolgreich erfüllt werden. Es bringt das Unternehmen nicht weiter, wenn die Parteien gegenseitig mit dem Finger auf sich zeigen. Dein Scrum-Team kann nur erfolgreich sein, wenn du es schaffst, andere Abteilungen des Unternehmens so auszurichten, dass sie das gleiche Ziel verfolgen.
Prinzip: Planung
Ein weiteres wichtiges Prinzip ist „Planung“. Als Product Owner bist du dafür verantwortlich, dass eine Mission erarbeitet wird und allen Beteiligten das Ziel der Mission transparent ist. Dabei gilt es zu beachten, dass ein Ziel eindeutig und leicht verständlich ist. In meiner Laufbahn im Produktmanagement habe ich schon einige Male gegen dieses Prinzip verstoßen. Meinem Team war es, z.B. bei einem Thema, nicht klar, ob die Conversion Rate verbessert oder die Anzahl der User eines bestimmten Features gesteigert werden soll. Teilweise sind die Ziele gegensätzlich und verursachen deshalb nur Verwirrung unter deinem Team. Als Product Owner musst du alle Beteiligten in den Planungsprozess mit einbeziehen. Nur dann kannst du gewährleisten, dass euer gemeinsames Ziel verständlich ist und die strategische Absicht verstanden wurde. Sind Softwareentwickler, User Experience Designer, Researcher und Analysten am Planungsprozess beteiligt, beginnen sie ebenfalls Verantwortung für ihre Aufgaben und das Ziel zu übernehmen. Schaffe ein Forum, in welchem jede beteiligte Person des Scrum-Teams und außerhalb des Scrum-Teams Fragen zur Planung stellen kann und Aufträge erhält.
Mein Fazit
Als Product Owner übernimmst du die Verantwortung für den Erfolg des Produkts. Auch wenn du starke Abhängigkeiten zu anderen Abteilungen hast, musst du dafür sorgen, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Im Buch werden noch weitere Prinzipien, wie z.B. das Prinzip „Führen innerhalb der Befehlskette“, vorgestellt. Dabei geht es darum, wie du die Kommunikation nach Oben zu deiner Führungskraft und nach Unten zu Führungskräften in deinem Team umsetzt. Das ist ebenfalls ein sehr spannendes Thema, besonders wenn es um das Thema Roadmap und Produktvision geht.
Ich empfehle dir das Buch, wenn du dich und dein Team weiterentwickeln möchtest, um großartige Produkte zu entwickeln.